Verdienst der Autoren, zu denen auch noch Ferdinand Führer zählt, ist es vor allem, wie spielerisch sich die entsetzlichen Dinge vor aller Augen in die Fröhlichkeit hineinschleichen, wie sich vor der Kulisse des Vergnügens der Schrecken verbreitet, wie selbstverständlich beides nebeneinander wachsen kann, wie der Spaß gar das Gemetzel verbergen hilft. […] Auch hier findet das Ensemble den richtigen Ton, keine künstliche Betroffenheit, sondern klare, um so eindrücklichere Schilderungen, genau auf den Punkt gebracht. Und alles brandaktuell, die Zeit zeigt, dass es dringend nötig ist, diese Gräuel weiter in Erinnerung zu rufen, denn hinter und auch schon vor der schönen Maske des Wohlstandes unserer Zeit tummeln sie sich schon wieder, die zur Gefahr werden können, für die Freiheit, für das Leben. […]
mehr»Schweigen ist Silber« ist der vielsagende Titel einer Revue, die das Ensemble des Theater tri-bühne aus Anlass der Eröffnung der Gedenkstätte Hotel Silber erarbeitet hat. […] Das Hotel Silber war von 1937 bis 1945 Hauptquartier der Gestapo für Württemberg und Hohenzollern, im Keller fanden sich Haft- und Folterräume, die Judendeportation wurde von hier organisiert.
Im Kleide einer fröhlichen Revue, wie sie in den Vorkriegsjahren durchaus üblich waren, haben Manoel Vinicius Tavares da Silva und Christian Werner als Autoren, Regisseure und Mitwirkende einen Tanz auf dem Vulkan inszeniert, der so manchen Zuschauer in stummer Betroffenheit zurücklässt. Denn um das fröhliche Spiel der Akrobaten und Artisten, das auch auf der Bühne zum Ausdruck kommt, scheint mit fortschreitender Dauer das Entsetzten darüber durch, was in den Jahren geschah, während der dumme August seine Scherze trieb, während Luftakrobaten ihr Spiel treiben. Am Beispiel jüdischer Mitbürger werden Schicksale thematisiert, wird die Schoah konkretisiert, wird das Grauen greifbar gemacht.
Verdienst der Autoren, zu denen auch noch Ferdinand Führer zählt, ist es vor allem, wie spielerisch sich die entsetzlichen Dinge vor aller Augen in die Fröhlichkeit hineinschleichen, wie sich vor der Kulisse des Vergnügens der Schrecken verbreitet, wie selbstverständlich beides nebeneinander wachsen kann, wie der Spaß gar das Gemetzel verbergen hilft. Höhepunkt des Abends ist zweifellos die Schilderung der Geschehnisse in einem Vernichtungslager, wenn Tausende von Gefangenen zur Erschießung geführt werden, Männer, Frauen, Kinder. Aus der Sicht einer Überlebenden, die zwei Tage unter Leichen gelegen hatte, wird diese Unfassbarkeit erzählt, und auch hier findet das Ensemble den richtigen Ton, keine künstliche Betroffenheit, sondern klare, um so eindrücklichere Schilderungen, genau auf den Punkt gebracht. Und alles brandaktuell, die Zeit zeigt, dass es dringend nötig ist, diese Gräuel weiter in Erinnerung zu rufen, denn hinter und auch schon vor der schönen Maske des Wohlstandes unserer Zeit tummeln sie sich schon wieder, die zur Gefahr werden können, für die Freiheit, für das Leben.
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