Ein Winter unterm Tisch
Humor und Absurdität liefert der französische Dramatiker, Schauspieler, Illustrator und Bühnenbildner Roland Topor in seinem Stück reichlich:
Schuster und Flüchtling Dragomir erhält bei der Übersetzerin Florence gnädiges Asyl – unter ihrem Tisch! Dort richtet er sich häuslich ein, geht fleißig seinem erlernten Beruf nach und gibt immer wieder Übersetzungstipps nach oben. In der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft entspinnt sich mit der Zeit gar eine zarte wie erotische Liebesbeziehung zwischen den beiden (Dragomirs Unterkunft zu Füßen der schönen Übersetzerin lässt mitunter auch besondere Einblicke zu). Alles scheint solange gut, bis Raymonde, eine Freundin von Florence, und Marc Thyl, ihr Verleger und Verehrer, in dem Asylanten eine Konkurrenz und eine Bedrohung sehen…
Wie ein fein gesponnenes, schräges und dabei poetisches Märchen kommt »Ein Winter unterm Tisch« daher und doch hat es, im Zeitalter von wachsenden Flüchtlingsströmen, Wohlstandsbarrieren und beinahe wöchentlich auf dem Mittelmeer und anderswo stattfindenden Tragödien, einen bitterernsten Hintergrund. Roland Topor: »Wenn die illegalen Einwanderer wie Untermenschen behandelt werden, ist es doch normal, wenn sie unter den Tischen leben.«