Die heimatlose Wahrheit

Mit seinen frechen Spötteleien hat es sich Mahmoud mit der türkischen Obrigkeit verscherzt und wird jetzt als Comedian in Deutschland gefeiert. Das ist das Grundgerüst von »Die heimatlose Wahrheit«, einem Ein-Mann-Stück von Reinhold Weiser, der in der Inszenierung der Tri-Bühne auch Regie geführt hat. Er greift auf eine türkische Traditionsfigur zurück: Mahmoud, sympathisch und nuancenreich von dem temperamentvollen Irfan Kars gespielt, ist nicht irgendein Späßchenmacher, sondern ein Meddah. Die waren noch bis in die 1920er Jahre in den Kaffeehäusern präsent als schelmische Unterhaltungskünstler, die den Mächtigen den Spiegel vorhielten.

»Ich sage die Wahrheit«, sagt Mahmoud. Deshalb ist er geflüchtet, und es ist eine sehr schöne Idee, den Geschichtenerzähler seine eigene Geschichte erzählen zu lassen: Wie er den Lebensmut auf dem offenen Meer schier verloren hat, als er nach Griechenland gerudert ist. Wie sein deutscher Sozialarbeiter Volker noch eine Zweitkraft angestellt hat, um den Bürokratiewahnsinn zu bewältigen, und warum er nie verstanden hat, was die Traumatherapeutin mit Playmobilmännchen eigentlich im Sinn hatte.

Irfan Kars ist als Mahmoud ein trefflicher Meddah, fix, witzig, berührend…