Brennende Geduld

von Antonio Skármeta |
Regie: Alejandro Quintana

Liebe, Freundschaft, Dichtung, das Erwachsenwerden, der Kampf um Gerechtigkeit – davon erzählt die poetische und humorvolle Liebesgeschichte Antonio Skármetas. Er erzählt sie anhand von Pablo Neruda, dem Nobelpreisträger und großen chilenischen Dichter, der mit der Kraft seiner Verse Frauenherzen höher schlagen ließ und seinem Freund, einem jungen Postmann Mario, mit Rat und Tat bei der Eroberung seiner Angebeteten zur Seite steht.

Mario bringt täglich Post nach Isla Negra, immer zu einem einzigen Mann, zu Pablo Neruda. Heftig verliebt hat sich Mario in die liebreizende Wirtstochter Beatriz Gonzales. Deren Tugendhaftigkeit aber wird von ihrer Mutter Rosa strengstens bewacht. So bittet der junge Postmann den berühmten Dichter um Hilfe. Der gibt ihm ein paar von seinen Versen mit auf den Weg – und siehe da, sie verfehlen ihre Wirkung bei Beatriz nicht und Rosas Strenge verpufft ins Leere.

Parallel dazu warten Neruda und sein junger Freund unter Hochspannung auf Post aus Schweden. Der große Dichter ist für den Nobelpreis nominiert, den er dann 1971 bekommt. Über die ausgelassenen Feierlichkeiten auf der Isla Negra montiert Skármeta die Katastrophe, die alles verändert: den Militärputsch angeführt von Generalissimo Augusto Pinochet…

Pablo Neruda starb kurz nach dem Militärputsch. Seine Strahlkraft reicht weit über seine Heimat hinaus, seine Verse wurden in unzählige Sprachen übersetzt. Skármeta konzentriert sich in seinem Stück eher auf den privaten Neruda – voller Zärtlichkeit, Humor, freundlicher Ironie – und natürlich Poesie.

Als Roman berührte diese Geschichte unzählige Leser. Sie wurde auch zweimal verfilmt, unter anderem mit Philipp Noiret als Pablo Neruda in Der Postmann.

Premiere am 15. April 2011.
Die Aufführungsrechte liegen beim Verlag der Autoren, Frankfurt am Main.

Wiederaufnahme voraussichtlich im Herbst 2013.

Kritiken

Esslinger Zeitung | 20.4.2011

Poetische Leichtigkeit gepaart mit Humor

»Der chilenische Regisseur Alejandro Quintana hat das Stück, das von poetischer Leichtigkeit und von Humor lebt, herrlich unkompliziert in Szene gesetzt. Mit einem spielfreudigen Ensemble tastet sich der Schauspieldirektor des Theaters Heilbronn… an die komplexe Persönlichkeit Nerudas heran. Dabei bleibt mancher Aspekt auf der Strecke. Vor allem der politische Hintergrund mit dem Militärputsch Pinochets bleibt diffus. Dennoch zeichnet Quintanas Regiearbeit ein bemerkenswert lebendiges Bild des Menschen hinter den historischen Fakten.

Das liegt nicht zuletzt am Temperament des Schauspielers Ivan Gallardo. Der charismatische Chilene mit der Schiebermütze tanzt über die Isla Negra. Nerudas Heimat hat Bühnenbildner Thomas Pekny in eine Kammer voll kitschiger Souvenirs gebannt: Hinter Muscheln und Netzen öffnet sich ein surrealer Raum. Tiefes Blau zeigt den unendlichen Horizont, den sich Neruda erschließt. Diese Dimension erfasst Pekny mit seiner starken Bildsprache. Sebastian Hubers musikalisches Arrangement ergänzt das wunderbar: Meeresrauschen und Wind bringt er ebenso zum Klingen wie Kampfgebrüll. Auf der kleinen Insel leben die Menschen, die Neruda liebt. Gallardo zeigt den Dichter als einen klugen Puppenspieler, der die Fäden im Leben seiner Mitmenschen zieht. Dem Briefträger Mario hilft er, seine große Liebe zu finden. Lustvoll piekst Neruda den verklemmten Postboten, mit dessen Schüchternheit Martin König wunderbar kokettiert. Mit Gedichten und mit Worten will er die schöne Beatriz gewinnen. Das charmante Mädchen macht es dem Liebenden allerdings nicht leicht. Cathrin Zellmer lässt sich mit sichtlichem Vergnügen auf das Liebesspiel ein. Die junge Schauspielerin bewegt sich virtuos auf dem schmalen Grat zwischen Freude und Schmerz…«

Elisabeth Maier
Stuttgarter Zeitung | 17.4.2011

Burlesk und unterhaltsam

»Antonio Skármeta erzählt von dramatischen und liebevollen Beziehungen zwischen Menschen, von der Macht, die Briefe haben können, und von der Kraft der Wörter. ›Die Menschen sind für mich die Liebe meines Lebens gewesen‹, sagt Neruda. Der Exilchilene Alejandro Quintana hat das Stück burlesk und unterhaltsam inszeniert. Erst kurz vor Schluss bricht das Unheil ein. Am 11. September 1973 putscht die chilenische Armee gegen die sozialistische Regierung, die schaurige Pinochet-Diktatur beginnt…«

Cord Beintmann
Stuttgarter Nachrichten | 17.4.2011

Fesselnde Atmosphäre aus Poesie und feinsinniger Ironie

Am Ende des Abends jubeln die Zuschauer. Zu Recht, denn sie haben eine Aufführung erlebt, die spielerisch leicht Poesie und humorvolle Melancholie eint und mit fantasievollen Bildern gefällt. […]

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Horst Lohr