Antigone

von Sophokles /Géza Révay |
Regie: Edith Koerber

Bearbeitung auf der Grundlage der Übersetzung von Friedrich Hölderlin.

Diese »Antigone« des Sophokles findet man nicht im Reclamheftchen, denn sie ist ein Ausflug in die Zukunft. Freilich nicht sehr weit. Das Stück spielt in einer Zeit, in der die »Verwirtschaftlichung« des Staates abgeschlossen ist. Staat und Wirtschaft sind in Theben eins. Doch die handelnden Personen sind geblieben: Kreon und Antigone, Haimon, Ismene oder Teiresias – welche Rollen spielen sie, von welchen Konflikten werden sie getrieben?

In der Bearbeitung von Géza Révay (inspiriert von der Hölderlinschen Übersetzung und der Brechtschen Fassung) kommt die klassische Struktur des Dramas von Sophokles zu ihrem vollen Recht, und die Handlung führt unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts den Beweis:

»Ungeheuer ist viel. Doch nichts ungeheurer als der Mensch.«

Premiere am 30. April 2008.

Die Aufführungsrechte liegen beim Theater tri-bühne, Stuttgart.

Kritiken

Esslinger Zeitung | 21.5.2008

Viel Beifall - Zu Recht

Die Schauspieler beeindrucken mit Energie, perfekten Choreographien und punktgenauem Timing in den Ensembleszenen, genauso wie mit herausragenden Einzelleistungen. […]

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Inge Bäuerle
Stuttgarter Zeitung | 2.5.2008

Pointiert

»In der tri-bühne, wo das Leitungsteam Géza Révay (Stückbearbeitung) und Edith Koerber (Regie) Sophokles‹ ›Antigone‹ in die Gegenwart geholt haben, wird man nicht enttäuscht. [Es] werden aktuelle gesellschaftliche Missstände und deren globale Auswirkungen pointiert dargestellt und auf die Spitze getrieben. Es geht um Wassermangel, Durstrevolten, den eklatanten Unterschied zwischen Arm und Reich, Korruption und ein geradezu asoziales Gebaren, das das System am Laufen hält. Nur wenige profitieren von der Firma Staat und keiner schert sich drum. Außer Antigone…«

Helga Stöhr-Strauch
Stuttgarter Nachrichten | 2.5.2008

Zeitlos

»Antigone ist zeitlos. Das Theater tri-bühne hat die Handlung von Sophokles‹ Tragödie in eine nahe Zukunft verlegt. Die Theben-AG kontrolliert und vermarktet die Ressourcen… Die Akteure des antiken Dramas tragen die grauen Anzüge von Geschäftsleuten, wirbeln in Chefsesseln umher, feiern Triumphe…

Aufgrund der Übersetzung Friedrich Hölderlins hat Géza Révay ein neues Stück geschrieben, in dem sich die Heldin Antigone gegen das alles beherrschende Kalkül des großen Konzerns auflehnt und Menschlichkeit einfordert. Die Handlungselemente des antiken Stückes werden unverändert in die Zukunft transportiert – das funktioniert bruchlos, da Metaphorik und Anliegen des Stückes vollkommen nachvollziehbar sind. Aus der Welt der Griechen wird vor den Augen der Zuschauer die Welt der Topmanager und Aufsichtsräte.

Seine Wirkung verdankt das Stück dem starken Kontrast zwischen der vorgeblichen Vernunft wirtschaftlicher Entscheidungen und der Archaik des Konfliktes… Die Strenge der Vorlage hat diese Bearbeitung in einen neuen Kontext übertragen: Antigone ist tatsächlich zeitlos.«

Thomas Morawitzky
KULTUR | 1.5.2008

Neue, gegenwartsbezogene Interpretation

Zeitgeist und natürliche Humanität, göttliches Gesetz und existentielles Engagement werden in jenem »kühnsten Moment«, den Hölderlin als Zündfunken der Tragödie begreift, ganz neu und gegenwartsbezogen interpretiert… […]

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Dietholf Zerweck